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Energienews


10.02.2021

ArchitektInnen fordern mehr Bauen im Bestand

Oft werden Objekte unnötig abgerissen. Darauf weist das Münchner Beratungs- und Architekturunternehmens CSMM hin. Gebäudeplanerinnen und -planer würden in der Baupraxis zu oft einem Ersatzneubau den Vorzug vor dem ökologisch sinnvolleren Bestandserhalt samt Sanierung geben.

Kürzlich ist in der Münchner Innenstadt ein erst 25 Jahre altes Bürogebäude abgerissen worden. Für CSMM-Geschäftsführer Timo Brehme ein Anlass, ein radikales Umdenken hin zu einem ressourcenschonenden Bauen im Bestand zu fordern: „Insbesondere im Bestandserhalt mitsamt Sanierung liegen enorme Potenziale für den Klimaschutz.“  Die Zahlen rund um CO2-Ausstoß und Energieverbrauch in der Baubranche hält Brehme für alarmierend: Rund 30 Prozent direkte und indirekte Emissionen, fast 40 Prozent des Energieverbrauchs und sogar 60 Prozent des Abfallaufkommens in Deutschland würden sich auf den Gebäudesektor zurückführen lassen.

Für mehr Bauen im Bestand braucht es mehr Aufklärung …

Neben baurechtlichen Aspekten und gesetzlichen Anforderungen wie Brandschutz entscheiden sich Entwickler oft aus Kostenaspekten und wegen ungeklärter Fragen nach der Wirtschaftlichkeit verfrüht für einen Abriss und Neubau. Das zeigt laut Brehme eine aktuelle Umfrage der Architects for Future. Ihr zufolge verweisen zahlreiche befragte ArchitektInnen auf fehlende Sachkenntnis bei BauherrInnen (24 Prozent) und FachplanerInnen (13 Prozent). Insgesamt zeigt sich laut der Umfrage, dass neben einer oft mangelhaften Grundlagenermittlung bei Bestandsprojekten ein Gewirr aus gesetzlichen Vorgaben und Förderprinzipien zur möglichen Fehlentscheidung für einen Abriss beiträgt. „In vielen Teilbereichen fehlt es Bauträgern und Planern an der nötigen Zusatzausbildung und Sachkenntnis, um beispielsweise Schadstoffe oder Bauschäden im Bestand erkennen und zufriedenstellende Antworten auf die Probleme finden zu können“, erklärt Brehme. 

… und Gesetze … 

Ähnliche Schlüsse ziehen Architects for Future als mögliche Lösungsansätze auf dem Weg zu einer signifikant höheren Sanierungsquote. Sie plädieren für mehr Aufklärung über den Wert des Gebäudebestands und dessen klimaschutztechnische Potenziale sowie eine Umbauordnung, die gesetzlich verbindliche Anforderungen für das Bauen im Bestand festschreibt. Dies erfordern auch die Klimaziele. Denn um die mit dem Pariser Klimaabkommen beschlossene 1,5-Grad-Celsius-Grenze einhalten zu können, muss Deutschland bis 2035 CO2-neutral werden. Eine Studie des Umweltbundesamtes bekräftigt, dass dazu auch Klimaneutralität für den gesamten Gebäudebestand bis 2035 unerlässlich ist. Ein Ziel, das für die Immobilienbranche laut CSMM-Partner Reiner Nowak sowohl aus technischer als auch ökonomischer Sicht zwar extrem anspruchsvoll wäre, grundsätzlich aber möglich sei.

… sowie Beispiele

Neben einer stark verbesserten Gebäudeeffizienz liegt für Nowak das Potenzial vor allem in der Sanierung und Revitalisierung von Bestandsbauten. „Wenn wir aktiv an der Gestaltung einer klimaneutralen Zukunft teilhaben wollen, führt am Gebäudebestand und seiner Sanierung kein Weg vorbei. Deshalb fordern wir, dass jeder Abriss wirklich kritisch hinterfragt wird“, sagt der Architekt. Sein Unternehmen habe zuletzt mit Projekten wie beispielsweise im Arabellapark, dem FRITZ-Bürokomplex und dem Olympia Business Center in München gezeigt, was in Sachen Sanierung möglich sei.  Quelle: CSMM / jb

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